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Rezension

Anzeiger für die Altertumswissenschaft, LIX. Band 2006, 1./2. Heft

»Die Geschichts- und Altertumswissenschaften haben sich an der Universität Trier durch eine bemerkenswerte Forschungsintensität profiliert. Neben dem von der Althistorikerin Elisabeth Herrmann-Otto geleiteten Graduiertenkolleg "Sklaverei - Knechtschaft und Frondienst - Zwangsarbeit Unfreie Arbeits- und Lebensformen von der Antike bis zum 20. Jahrhundert" wurde dort auch ein Sonderforschungsbereich "Fremdheit und Armut. Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart" initiiert. In dessen Rahmen leitet Heinz Heinen das Projekt "Roms auswärtige Freunde", dessen Thematik, Mitwirkende und erste Ergebnisse hier vorgestellt werden.
Die insgesamt 13 Beiträge des Bandes werden durch den Forschungsüberblick von Altay Co?kun "Freundschaft und Klientelbildung in Roms auswärtigen Beziehungen. Wege und Perspektiven der Forschung" (1-30) eröffnet, einen Bericht, welcher durch seine ungewöhnliche Literaturkenntnis beeindruckt.
In chronologischer Hinsicht liegt der Schwerpunkt der folgenden Spezialstudien auf den Problemen des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr., wobei Fallstudien zu Lucullus (M. Tröster, Lucullus, His Foreign Amici, and the Shadow of Pompey, 92-111), Pompeius (K. Christmann, Ptolemaios XII. von Ägypten, freund des Pompeius, 113-126), Caesar (A. Co?kun, Amicitiae und politische Ambitionen im Kontext der causa Deiotariana [45 v. Chr.], 127-154; J. Lamberty, Amicus Caesaris. Der Aufstieg des L. Cornelius Balbus aus Gades, 155-173) und Augustus (J. Wilker, Herodes der Große. Herrschaftslegitimation zwischen jüdischer Identität und römischer Freundschaft, 201-223; H. Wolff, Arminius und die Gründung der Provinz Germanien, 225-252) den Kern der Sammlung bilden.
Auch in geographischer Hinsicht ist der Radius der hier versammelten Arbeiten weit gespannt. Besonders hervorzuheben sind dabei die Spezialstudien von H. Heinen zum nordpontischen Raum (Die Anfänge der Beziehungen Roms zum nördlichen Schwarzmeerraum. Die Romfreundschaft der Chersonesiten [IOSPE I² 402, 31-54] und: Mithradates VI. Eupator, Chersonesos und die Skythenkönige. Kontroversen um Appian, Mithr. 12 f. und Memnon 22, 3 f., 75-90), dies nicht zuletzt deshalb, weil in der ersten Untersuchung auch die nur schwer zugängliche russische Spezialliteratur berücksichtigt wurde. Ähnliches gilt auch für die Arbeit von D. Braund, Polemo, Pythodoris und Strabo. Friends of Rome in the Black Sea Region (253-270).
Von weiteren tangierten Regionen sind schließlich auch noch die Poleis im Westen Kleinasiens (B. Dreyer, Rom und die griechischen Polisstaaten an der westkleinasiatischen Küste in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Hegemoniale Herrschaft und lokale Eliten im Zeitalter der Gracchen, 55-74) sowie Spanien hervorzuheben (J. Zeidler, Onomastic Studies on Some Roman Amici in Hispania, 175-200). Leider ist die Zwischenbilanz von G. A. Lehmann (Bilanzierende Betrachtungen zur Entwicklung der 'Romfreundschaft' im zweiten und ersten Jahrhundert v. Chr. [271-277] sehr knapp ausgefallen; voll befriedigend dagegen die Stellen-, Namen- und Sachregister (278-300). Schon die Internetpräsentation des Projekts mit Bibliographie und den prosopographischen Datenbanken "Amici Populi Romani Reipublicae Exeuntis (APRRE)" sowie "Römische Aristokraten der ausgehenden Republik (RADAR)" wie die hier gebündelten Einzelstudien dokumentieren überzeugend die Bedeutung des in Angriff genommenen Projekts. Sie dokumentieren allerdings auch die Schwierigkeiten, die sich aus der ständigen und vielfältigen Dialektik zwischen den staatsrechtlichen Normen und Abstraktionen einerseits, den jeweiligen individuellen und nicht zu verallgemeinerden Beziehungen andererseits ergeben. An der Tragweite des Unternehmens kann kein Zweifel bestehen.«

Karl Christ

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Roms auswärtige Freunde in der späten Republik und im frühen Prinzipat

Coşkun, Altay

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