Rezension
Archiv für Liturgiewissenschaft, Jahrgang 62/63, 2020/2021
Der Band dokumentiert das achte nichtoffizielle Gespräch zwischen röm.–kath. und freikirchlichen Theologen, das 2016 in Paderborn stattfand und sich mit der Rede von Gott keinem kontroversen Thema widmete, wohl aber einem, bei dem Unterschiede zu vermerken sind. Rolf J. PÖHLER, Biblische Hermeneutik als Herausforderung an die Freikirchen (37–67), stellt das Fehlen eines Lehramtes heraus, sodass die Schrift in ihrer eigenen Interpretation die Letztinstanz bildet. Aus den Gesprächen innerhalb der ACK berichtet Burkhard NEUMANN, Die Frage nach Gott heute. Zur Studie des Deutschen Ökumenischen Studienausschusses zur Gottesfrage (69−89), dass die Studie das Wirken Gottes am Gebet festmacht, das zwischen Bitte um Mangelbeseitigung und Bitte als Weg der Freiheit ausgespannt ist, ohne sich Gottes bemächtigen zu können. Wolfgang THÖNISSEN, Person, Freiheit, Natur. Grundprinzipien katholischer Ethik (91–115), macht kenntlich, dass röm.-kath. Ethikkonzepte oft schöpfungstheologisch ansetzen und traditionsgebunden sind, während Markus IFF, Zur Schöpfungstheologie und den Grundprinzipien freikirchlicher Ethik (117–142), für die freikirchliche Ethik die christologische Fundierung, aber einen fehlenden Prinzipienkanon benennt. Andrea KUMT, Gottes Wirken in der Welt. Vorstellungen baptistischer Erwachsener im interkulturellen Vergleich (143–164), zeigt, dass von den Befragten einer qualitativen empirischen Untersuchung Gott primär als handelndes Wesen gedeutet wird. Legalistisches Gottesverständnis, das Erwarten materieller Hilfe und die Betonung der richtigen Glaubenspraxis wandeln sich durch Lebenskrisen zu einer vertrauenden, kommunikativen und dankbaren Gottesbeziehung. Bernhard OLPEN, Von Gott reden heute. Anmerkungen aus freikirchlicher Sicht (209–224), hält nur eine auf das Ergriffensein von dem Unbedingten antwortende Theologie für möglich. Das Evangelium muss zunächst gelebt werden. Weil der Aspekt menschlichen Unvermögens nicht im Zentrum freikirchlicher Verkündigung steht, wird »der Besuch einer attraktionalen christlichen Gottesdienst-Veranstaltung zu einem ›Nach-Hause-Kommen‹« (221). Laut Johannes OELDEMANN, Von Gott reden heute. Anmerkungen aus römisch-katholischer Sicht (225–231), gelingt das Wecken einer schlummernden Religiosität in existenziellen Erfahrungen, etwa in an der Eventkultur angelehnten Gottesdiensten. Von denen, die von Gott reden, verlangt dies vor allem Authentizität.
Friedrich Lurz