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Rezension

Lutherische Theologie und Kirche (42. Jahrgang 2018) Heft 2

Das Buch hat ein ungewöhnliches Format: Quadratisch liegt es vor mir auf dem Tisch. Durchaus ansprechend. Für andere, die es dort liegen sehen, ist es – auch angesichts der Farbgebung in Orange, Grün und Gelb – ein Blickfänger. Das quadratische Format mag dabei auch symbolisch für den Inhalt stehen. Denn auch bei einem Quadrat ist ja nicht klar, was die Längs- und was die Breitseite ist Und so ist in diesem Buch auch nicht so einfach auszumachen, ob Umbrüche einfach nur Umbrüche oder nicht doch eher Aufbrüche sind, ob Krisen nur schmerzhaft sind oder auch neue Möglichkeiten versprechen.
Wer dann beginnt, darin zu lesen, bekommt es mit einem sehr persönlichen Buch der Vf. zu tun, in dem sie nah an ihrer eigenen Lebensgeschichte von Aufbrüchen, Abbrüchen und Umbrüchen im Bereich von Gemeinde, Kirche und Diakonie berichtet – doch niemals so, dass es mir als Leser peinlich würde oder ich das Interesse verlöre, weil hier nun zu sehr die eigene Lebensgeschichte vor mir ausgebreitet würde. Dieser Gefahr entgeht die Vf. nicht zuletzt auch dadurch, dass sie eigene Überlegungen in Beziehung setzt zu dem, was sie selbst gelesen hat und was ihr für die Deutung von Zeiten und dieser Welt wichtig geworden ist
So liest sich das Buch als Zeitanalyse, als kleines Handbuch für kirchliche und persönliche Veränderungsprozesse, aber nicht zuletzt auch als kleiner spiritueller Wegweiser. Hier deutet ein Christenmensch sein Leben und das Leben in dieser Zeit und Welt im Angesicht der biblischen Botschaft und erkennt so in allen Umbrüchen eben immer wieder auch Aufbrüche. Das Buch will erkennbar Mut machen, sich diesen Veränderungen zu stellen und sie anzugehen.
Längst nicht alle Interpretationsmuster der Vf. kann und will ich mir zu eigen machen. Für die Art und Weise, wie ich theologisch geprägt worden bin, kommen mir etwa der Wandel und das Neue − bei allem Schmerz, den sie auslösen − insgesamt zu positiv daher. Auch die Verhältnisbestimmung von Weltdeutung und Orientierung an der biblischen Botschaft würde ich an verschiedenen Punkten anders vornehmen als die Vf. Bin ich deswegen enttäuscht oder verärgert? Nein, ganz und gar nicht. Ich habe in dem Buch etwas von dem erfahren, was die Vf. selbst zum Thema »Gastfreundschaft« schreibt:
»Man braucht den Mut, im Eigenen dem Anderen zu begegnen − dem Bruder eben, der Schwester, die ganz andere Erfahrungen gemacht haben, anders denken, sich selbst, die Gesellschaft und auch Gott anders verstehen.« (210)
So möchte ich mit anderen umgehen, ihnen begegnen und auf sie hören – und hoffe, dass die anderen auch mich entsprechend wahrnehmen.
Lange hat dieses Buch – trotz seines ungewöhnlichen Formats und seiner frischen Farbgebung – auf meinem Stapel der zu rezensierenden Bücher gelegen. Ich hätte es früher lesen sollen! Mir ist in der Wartezeit etwas entgangen. Es ist schon jetzt eines meiner Bücher 2018 und wird gewiss auf meiner Literaturliste zur nächsten Veranstaltung zum Thema »Spiritualität« stehen.
Christoph Barnbrock

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: Aufbrüche in Umbrüchen

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DE: 25,00 €
AT: 25,70 €

Aufbrüche in Umbrüchen

Christsein und Kirche in der Transformation
Coenen-Marx, Cornelia/Horn, Gustav A.

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