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Rezension

Lutherische Kirche 09/2015

Das vorliegende Werk, das einen Ertrag der Lehrtätigkeit Prof. Volker Stolles darstellt, ist vor allem eines: reflektiert und strukturiert. Und das ist nicht das Schlechteste, was man über einen wissenschaftlichen Kommentar sagen kann. Strukturiert ist der Inhalt, denn es ist das erkennbare Anliegen des Autors, die Erzähltechnik des Evangelisten Markus darzustellen, der sein Evangelium in sogenannten »Erzählkreisen« angelegt hat.
Reflektiert ist zum einen die Grenze dessen, was ein exegetischer Kommentarleisten kann und soll. Es geht um den vorliegenden Text. Nicht mehr und nicht weniger. Darum ist die der Auslegung vorangestellte Einleitung eine meines Erachtens erfreulich knappe und unspekulative Rekapitulation der Einleitungsfragen. Die gängigen Theorien zur Entstehung der synoptischen Evangelien sind vorausgesetzt, allerdings auch nicht überstrapaziert. Hintergründe werden aus dem Text erhoben, nicht an ihn herangetragen, das ist ausgesprochen erfrischend zu lesen. Reflektiert ist auch die angestrebte Leserschaft dieses Kommentars. Es handelt sich um einen wissenschaftlichen Beitrag zur neutestamentlichen Exegese, nicht um erbauliche Auslegung. Dass aber Exegese zu sachgerechter Auslegung führt und wie sie das tut, ist allerdings immer mitgedacht und wird an einem Beispiel erläutert. Der griechische Text ist nach der neuesten Auflage des Neuen Testaments Graece von Nestle-Aland abgedruckt. Dies ist hilfreich für des Griechischen mächtige Nichttheologen und für Pfarrer bei der Predigtvorbereitung, die sich die neueste Auflage nicht gekauft haben. Textkritische Feinheiten werden jedoch nicht verhandelt. Auch verzichtet der Autor auf eine Rekonstruktion eines »Ur-Markus«, ausgelegt wird der vom Evangelisten verfasste beziehungsweise zusammengestellte Text. Bemerkenswert ist, dass der Gedanke, beim Text zu bleiben und auch innerbiblische Bezüge und die Auslegungsgeschichte sparsam bis gar nicht zu verwenden, in diesem Buch selbst in inhaltlich weiterführender Absicht von Prof. Werner Klän kommentiert wird, nämlich so, dass der Kirchengeschichtler und Systematiker anmerkt, dass für eine theologische Gesamtaussage der einzelne exegetische Befund in Beziehung gesetzt werden muss mit anderen kanonischen Texten und, den Grundsatz von normierender und normierter Norm bedenkend, auch mit den Aussagen der christlichen Tradition. Das ist ein schönes Beispiel für das interdisziplinäre Gespräch unter Kollegen an der Lutherischen Theologischen Hochschule.
Für alle, die dort bei Prof. Stolle studiert haben, ist der Kommentar eine Gelegenheit zur Selbstreflexion, wie sie Exegese gelernt haben, nämlich durch genaue Beobachtung den Wert des Wortlautes achtend, für alle, die Predigten schreiben müssen, eine brauchbare Arbeitshilfe und für alle, die einmal sehen wollen, was eigentlich so exegetisch gedacht und geforscht wird, sofern sie dies nicht grundsätzlich ablehnen, eine interessante Lektüre.
Andrea Grünhagen

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: Das Markusevangelium

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Das Markusevangelium

Text, Übersetzung und Kommentierung (unter besonderer Berücksichtigung der Erzähltechnik)
Stolle, Volker

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