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Rezension

Podium Nr. 3/2014

Wenn evangelische Theologen sich mit den Gegenwartsfragen der Bibelwissenschaft befassen, waren die römischen Päpste bisher nicht unbedingt erste Adresse, um einen Dialog auf Augenhöhe zu suchen. Doch Papst Benedikt XVI., der vor gut einem Jahr zurückgetreten ist, dürfte eine Ausnahme sein. Es hat ja wohl auch kein Papst bisher ein dreibändiges Christusbekenntnis hinterlassen, das in seinem ernsthaften Ruf zur Umkehr nicht nur sprachliche Ähnlichkeiten zur schriftgebundenen evangelischen Theologie zeigt. Die sieben Autoren dieses Bandes verlieren das eigene Profil nicht aus dem Auge. Aber sie erkennen die Provokation und den frischen Wind, den etwa die Jesusbände in die aktuelle bibelwissenschaftliche Diskussion gebracht haben.
Mehrere Autoren des Buches befassen sich mit Benedikts Herausforderung einer Exegese, die mit ihrer historisch-kritischen Methode undiskutierbar vorgibt, dass Jesus nur als reale menschliche Gestalt der Ausgangspunkt ihrer historischen und wissenschaftlichen Untersuchung sein kann. Ratzingers lebenslanger Anspruch war und ist, dass der Christus des Glaubens und der »historische Jesus« untrennbar eins sind. Es gab — so Ratzinger — zu keiner Zeit einen nur menschlichen Jesus. Insofern ist dann die Suche nach dem historischen Jesus eine Suche nach etwas, das es geschichtlich nie gab. »Entscheidend ist, ob man fragt, wie Gott in die Welt gekommen ist ... oder ob man fragt, wie der Mensch Jesus zum Gottessohn erhoben wurde« (60f.).
Das zweite Kernthema ist Ratzingers immer wiederkehrende Frage: »Kann Wahrheit erkannt werden? Oder ist die Wahrheitsfrage im Bereich von Religion und Glaube schlichtweg unange-bracht?« (92). Klar, dass hier eine spannende und stellenweise kontroverse Diskussion mit evangelischen Theologen entstehen muss, in die dann schließlich sogar eine Replik des Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurt Kardinal Koch, mit einbezogen wird.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen.
Es spricht Leserinnen und Leser nicht in konfessionellen Grenzen an, sondern im Raum einer »Zeugnis-Ökumene«, für die das gemeinsame Studium der Bibel und das Fragen nach der Wahrheit elementar wichtig sind. Wohltuend (auch für katholische Interessenten) ist die Unaufgeregtheit fast aller Autoren im Umgang mit dem Pontifex.
Georg Lorleberg

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: »Mitarbeiter der Wahrheit«

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»Mitarbeiter der Wahrheit«

Christuszeugnis und Relativismuskritik bei Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. aus evangelischer Sicht
Raedel, Christoph/Deines, Roland/Johns, Cheryl Bridges/Koch, Kurt /Neuer, Werner/Riesner, Rainer/Treusch, Ulrike/Wainwright, Geoffrey

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