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Rezension

News4you Dezember 2013

Heilig und glücklich?
1. Das Ziel: Was wollte John Wesley. Das geistliche Leitbild
Die englische Reformation, Puritanismus, Deismus, Empirismus, Milieu: religious societys, nonjurors. Heiligung als Pflicht des Menschen, aber auch schon Teilhabe an Gottes Vollkommenheit. Predigt: Beschneidung des Herzens, Auffassung der christlichen Religion Vollkommenheit. Hingabe des Herzens, Heiligkeit als vollkommene Liebe; Tagebuchschreiben (ab 1725), Arbeit an der eigenen Persönlichkeit
2. Der Schlüssel, das Zeugnis des Geistes, methodistische Grunderfahrung. Das innere Zeugnis der Gotteskindschaft
Aldersgate, 24.5.1738; Ein Leben mit Gott ein glückliches und getrostes Leben.
Das Zeugnis des Geistes ist die methodistische Form der Rechtfertigung (54), Verhältnis von rechtfertigendem Glauben und Zeugnis des Heiligen Geistes unterschiedlich bestimmt. Gott ist Liebe (Zitat 63) Gedanken zur Praxis: Raum Geben das Zeugnis des Geistes zur Erkenntnistheorie (Locke)
3. Der Weg: Das Wirken des Geistes auf dem Heilsweg
Gnade, Prozess, vorlaufende, überführende, rechtfertigende, heiligende Gnade
4. Die Mittel: Gnadenmittel
5. Begleitmusik, Phänomene
6. Vollkommenheit. Der Hauptzweck der Geistwirkung ist Heiligung des Lebens.
Heiliges und glückliches Leben. Befreiung nicht nur von Schuld, sondern von Macht der Sünde ... (191;199), vollkommene Liebe, select society, These: 207! Aber: Vollkommenheit nicht vom Negativen her verstehen. Vollkommenheit als wahres Menschsein, welches das Fragmen­tarsiche einschließt; Biblisch: ganz aufs Ziel ausgerichtet sein, ungeteilte Hingabe.
7. Geist verändert; Trinität, Kirche und Gemeinde, Gesellschaftliches ...
8. Zusammenfassung, kritische Anfragen, Konsequenzen
Wie lebe ich ein heiliges und getrostes Leben? Wie kann ich mich zu einem heiligen und zugleich glücklichen Menschen entwickeln, der sich ungeteilt und zuversichtlich der liebenden Gegenwart Gottes hingibt? In Christoph Klaibers Wesley­Buch geht es im Grunde um den Prozess der geistlichen Entwicklung und Vertiefung des persönlichen Lebens. Diese Fragen nach Zustand und Richtung des Lebens werden dabei nicht von außen an die Theologie John Wesleys (1703–1791) herangetragen, sondern als ureigenes und zentrales Thema Wesleys identifiziert. Es geht um die »Arbeit an der eigenen Person« wie sie Wesley sich selbst und anderen zumutet. Klaiber führt differenziert aus, wie im Sinne Wesleys diese lebenslange Arbeit an sich selbst pneumatologisch, also als Werk des Heiligen Geistes geschehen kann. Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich nicht um eine Biographie im strengen Sinne, sondern um eine lebendig geschriebene Zusammenfassung dessen, wie und vor allem wo Wesley Gottes wirksame Gegenwart entdeckt. Klaiber zeichnet dabei ein lebendiges Bild der geistigen und kirchlichen Lage im England des 18. Jahrhunderts. Im Zentrum stehen aber ausführlich die Fragen nach dem Wirken und der Erfahrbarkeit des Heiligen Geistes in den Anfängen der methodistischen Bewegung. Dabei bietet Klaiber auch einen grundlegenden Überblick über das wesleyanische Verständnis von Gnade, Rechtfertigung, Wiedergeburt und Heiligung. Deutlich werden auch immer wieder unterschiedliche Akzentsetzungen im Blick auf Luthers Theologie: »Das Zeugnis des Geistes ist die methodistische Form der Rechtfertigung« (54). Methodistische Rechtfertigungslehre weiß also von einer durch den Geist Gottes vermittelten unmittelbar innerlichen Gewissheit im einzelnen Gläubigen selbst. Besonders im Kapitel über das Verständnis und den Gebrauch der Gnadenmittel (u.a. Taufe, Abendmahl, Schrift, Predigt, Gottesdienst, Gebet) deutet Klaiber thesenhaft Parallelen zu unserer Gegenwart an. Das macht die Lektüre spannend. Ein Alleinstellungsmerkmal dürfte das Buch vor allem mit der Betonung und Verteidigung der wesleyanischen Lehre von der Vollkommenheit haben: »Gegen diesen schon seit Jahrzehnten bestehenden Konsens behaupte ich (Christoph Klaiber): Ohne eine starke Lehre von der christlichen Vollkommenheit ist methodistische Theologie nicht denkbar. Ohne die Hoffnung auf und das Streben nach dieser Vollkommenheit wird methodistisches Leben geistliches Leben tendenzielle verkümmern« (207). Klaiber geht es mit Wesley nicht um Vollkommenheit im Sinne von Fehlerlosigkeit, auch nicht (bloß) um Sündenvergebung, sondern vor allem um die Befreiung von der Macht der Sünde. Dabei handelt es sich um einen Weg, der immer mehr in die ungeteilte Hingabe an Gott und ein Leben in vollkommener Liebe führt. Klaiber will jedoch das Zerbrechliche und Fragmentarische des einzelnen Lebens nicht überwinden. Vielmehr – so lautet die These – könne der konkret einzelne Mensch in seiner irdischen und geschöpflichen Existenz Gottes Vollkommenheit teilhaftig werden.
Dabei schwanken in Klaibers (und Wesleys) Ausführungen allerdings etwas die Akzente: An einigen Stellen betont Klaiber eher die ungeteilte innere Lebenseinstellung und die konsequente Ausrichtung auf den Willen und das Handeln Gottes, an anderen Stellen geht es um einen tatsächlich erreichbaren Zustand der Vollkommenheit. Es ist an dieser Stelle nicht möglich auf alles, was in Klaibers Buch verhandelt wird hinzuweisen. Im vorletzten Kapitel erörtert Klaiber unter der Überschrift »Geist verändert«, trinitarische, ekklesiologische (kirchliche), gesellschaftliche und eschatologische (endzeitliche) Perspektiven. Hier wird der weite Horizont methodistischer Frömmigkeit deutlich. Ob man das Wirken des Heiligen Geistes allerdings ausschließlich aus der Perspektive der Veränderung verstehen muss bedarf m.E. weiterer Überlegungen. Gibt es nicht auch ein stabilisierendes und begrenzendes Handeln Gottes? Ist das wesleyanische Verständnis des Geistes  nicht zu sehr dem neuzeitlichen Fortschrittsdenken geschuldet?
Das auch für Laien verständlich geschriebene Buch, in dem alle englischen Zitate ins Deutsche übersetzt sind, ist von einem großen Optimismus der Gnade getragen. Ich wünsche dem Buch, dass es die Kirche zu einer vertieften Einsicht in ihre sie bewegende Kraft verhilft und den Einzelnen zur »Arbeit and der Person« motiviert.
Johannes Knöller

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: Von Gottes Geist verändert

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Von Gottes Geist verändert

Ursprung und Wirkung wesleyanischer Pneumatologie
Klaiber, Christoph/Wenner, Rosemarie

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