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Rezension

Gustav-Adolf-Blatt 03/2013

»Denk, was der andere für einen Weg hatte« — Im Vorfeld des 40. Jahrestags der Verabschiedung der »Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa« am 16. März 1973 auf dem Leuenberg bei Basel hat an der Theologischen Hochschule der Selbstständigen Evangelisch-lutherischen Kirche (SELK) in Oberursel eine Tagung stattgefunden. Ziel war es, »die theologischen Grundlagen der Leuenberger Konkordie (LK) aus unterschiedlichen lutherischen Perspektiven erneut breit zur Debatte zu stellen«. Der Band enthält die sechs deutsch- und drei englischsprachigen Beiträge der Tagung mit Zusammenfassungen in der jeweils anderen Sprache. Die Positionsbeschreibungen aus altlutherischer Sicht aus mehreren Kontinenten bilden die Mehrheit. In Deutschland gehören ca. 34.000 Personen zu den Altlutheranern. Aber durch Joachim Track und Martin Heimbucher wird auch die positive Sicht der Mehrheit der deutschen Lutheraner sowie der Unierten und Reformierten auf die LK zur Geltung gebracht.
Um das für einen Leuenbergfreund enttäuschende, wiewohl nicht überraschende Ergebnis vorwegzunehmen: Die Selbstständigen bzw. Alt- oder Missouri-Lutheraner in Deutschland, den USA, in Südamerika (La-Plata-Raum), Südafrika und Australien, deren theologische Grundlage die lutherische Konkordienformel von 1577 ist, sehen sich nach wie vor nicht in der Lage, die LK oder ein ähnliches Dokument (in den USA etwa »A Formula of Agreement« von 1992) zu unterzeichnen. Zum einen, weil nach ihrer Interpretation die LK das lutherische Bekenntnis zur Realpräsenz von Leib und Blut Christi in, mit und unter Brot und Wein im Abendmahl nicht hinreichend zum Ausdruck bringt. Zum andern, weil Gemeinschaft mit ihnen nur auf der Grundlage voller Übereinstimmung in allen kontroversen Lehrfragen möglich ist. Aus diesem Grund gibt es Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft der SELK weder mit den unierten und reformierten noch mit lutherischen Landeskirchen in Deutschland. Darin gleicht die altlutherische Position jener der römisch-katholischen Kirche, die von Dorothea Sattler feinsinnig erläutert wird.
Dorothea Sattler würdigt den ökumenischen Geist der LK und arbeitet »analoge Anliegen der LK und des Zweiten Vatikanischen Konzils« heraus: »gemeinsame Besinnung auf Christus Jesus«, Unterscheidung »zwischen der göttlichen Gabe der Einheit und ihrer kirchlichen Gestalt«, »Realitätssinn« für das »in irdischer Zeit Erreichbare« und Hoffnung auf die eschatologische Wiederherstellung der Einheit. Überzeugend betonen fast alle Beiträge das die Kirchen verbindende sozial- diakonische Engagement, ihr zu Gemeinsamkeit drängender missionarischer Auftrag und die Absage an ein selbstzufriedenes Sichabfinden mit den Trennungen. Das erfreut alle Freundinnen und Freunde des Gustav-Adolf-Werks ebenso wie die Einschärfung des Satzes von Peter Handke durch Dorothea Sattler: »Vor jeder Begegnung: Denk, was der andere für einen Weg hatte.« Das Buch ist gerade für eine solche Haltung eine willkommene Hilfe.
Wilhelm Hüffmeier

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: Die Leuenberger Konkordie im innerlutherischen Streit

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Die Leuenberger Konkordie im innerlutherischen Streit

Internationale Perspektiven aus drei Konfessionen
Klän, Werner/Silva, Gilberto da/Arand, Charles/Heimbucher, Martin/Mattes, Mark/Pfaffenzeller, José/Reinstorf, Dieter/Sabutis, Mindaugas/Sattler, Dorothea/Silcock, Jeffrey/Track, Joachim/Schindehütte, Martin/Voigt, Hans-Jörg

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