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Rezension

Göttinger Tageblatt, 06. April 2013

Weltweit gehört die methodistische Kirchenfamilie zu den großen evangelischen Konfessionen. Einer der Begründer der Bewegung, der bekannte Liederdichter Charles Wesley, starb vor 225 Jahren. Passend zu diesem Jahrestag ist im Göttinger Verlag Edition Ruprecht in vierter Auflage ein Brevier mit Texten von Charles Wesley und vor allem auch von John Wesley, seinem Bruder und einem weiteren führenden Kopf des Methodismus, erschienen.
Der Methodismus ist als Erweckungsbewegung im 18. Jahrhundert in England entstanden. Weil sich die Gründer sehr sorgfältig um ein ernsthaftes Glaubensleben bemühten, wurden sie Methodisten genannt – ursprünglich war das als Spottname gemeint. Kennzeichen der Bewegung waren Straßenpredigten, ausgedehnte Evangelisationsreisen und ein besonderes Engagement für sozial Benachteiligte und Randgruppen. Im Methodismus wird die bewusste innere Umkehr und die lebensverändernde Erfahrung der Gnade Gottes betont.
Die methodistische Kirche steht auf dem Boden der Reformation. Neben anglikanischen sind lutherische, herrnhutische und calvinistische Einflüsse für ihre Theologie bestimmend gewesen. Der Methodismus seinerseits prägte die Grundsätze der Heilsarmee. Aus einer Bewegung innerhalb der anglikanischen Kirche entwickelte sich der Methodismus allmählich zu einer eigenen Freikirche.
Als Prediger und Organisator stand Charles Wesley (1707–1788) ein wenig im Schatten seines älteren Bruders John (1703–1791). Doch durch seine Gedichte, von denen viele als Lieder ihren Weg in die Gesangbücher fanden, wirkte Charles im englischsprachigen Raum weit über den Methodismus hinaus. Seine Wirkung lässt sich mit der von Paul Gerhardt im deutschsprachigen Raum vergleichen. Von Charles Wesley stammt der Text des bekannten englischen Weihnachtsliedes »Hark! The herald angels sing« (Hört die Engelchöre singen). Als dritte große Gründerfigur des Methodismus gilt der charismatische Prediger George Whitefield (1714–1770).
In Deutschland ist die Evangelisch-methodistische Kirche klein. Es gibt rund 500 Gemeinden mit 55000 Mitgliedern, die von 290 Pastoren betreut werden. Schwerpunkte liegen in Baden-Württemberg und Sachsen. In Südniedersachsen gibt es nur eine Gemeinde in Clausthal-Zellerfeld. Die methodistische Kirche in Deutschland wird derzeit von Bischöfin Rosemarie Wenner repräsentiert. Zum Weltrat methodistischer Kirchen gehören 77 Kirchen mit mehr als 80 Millionen Anhängern. Die Schwerpunkte liegen in Nordamerika, Afrika und Asien.
Die Edition Ruprecht veröffentlicht seit 2006 die von der methodistischen Kirche in Deutschland herausgegebenen Titel. Zum Verlagsprogramm zählen auch Biographien zu Charles Wesley und eine Auswahl der Predigten. In dem jetzt veröffentlichten Brevier findet sich neben vielen Texten von John Wesley auch für jeden Monat ein Gedicht von Charles Wesley. In den Texten John Wesleys könne er die methodistischen Grundgedanken schmecken, so Fulbert Steffensky in seinem Vorwort.
Jörn Barke

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: Über allem die Liebe

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Über allem die Liebe

Ein Brevier
Wesley, John/Falk, Gotthart/Gebhart, Robert/Handt, Hartmut/Mohr, Karsten/Robbe, Helmut/Steffensky, Fulbert

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