Rezension
Theologische Literaturzeitung 137/2012
Über Kahnis ist seit über 100 Jahren nicht mehr eingehend gearbeitet worden. Dabei gehörte er zu jenem berühmten Leipziger Dreigestirn: Kahnis, Luthardt, Delitzsch und hatte über drei Jahrzehnte lang an der Leipziger Universität eine große Wirkung im 19. Jh.
In einem Kapitel »Persönliche Wirkung und theologische Bedeutung« geht S. intensiv auf das theologische Anliegen und die Fragestellung von Kahnis ein: »Auf jeden Fall ist die Weichenstellung, die Kahnis vorgenommen hat, für das gegenwärtige konfessionelle Luthertum unhintergehbar. Ein verbindliches Festhalten an der normativen Bedeutung von Schrift und Bekenntnis kann nur gelingen, wenn die Begrenztheit der eigenen geschichtlichen Existenz, nicht Vollhörer der heiligen Schrift zu sein und im kodifizierten Bekenntnis keine alles erschöpfende, zeitlose Wahrheit zu haben, bewusst bleibt und zugleich das Fortschreiten in der geschichtlichen Entwicklung offen ange-nommen wird. Die Verpflichtung auf die Bekenntnisse früherer Generationen befördert dann die Fähigkeit zu aktuellem Bekennen im Kontext der eigenen geschichtlichen Herausforderungen in selbst übernommener geistlicher Verantwortung.« (333) Das Buch hat einen sehr sorgfältig gearbeiteten Anmerkungsapparat, in dem die Fülle der zeitgeschichtlichen Ereignisse und Personen mit kurzer Biographie umfassend dokumentiert ist. Ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Personenregister beschließen dieses wichtige Buch, das die heute höchst selten gestellte Frage, was lutherische Theologie und Kirche ausmacht, eindringlich stellt und wachhält.
Wolfgang Sommer (Auszug)