Rezension
Jahrbuch für Freikirchenforschung (16) 2007
Professor Dr. Richard P. Heitzenrater von der Duke University in Durham/USA gilt als ausgewiesener Kenner des frühen Methodismus. Er legt eine Studie vor, deren deutscher Titel den entscheidenden Akzent seiner Publikation nicht auf Anhieb zu erkennen gibt. Heitzenrater verfolgt das Ziel, die Person John Wesleys (1703-1791) und seine Bedeutung für die Entstehung und Ausbreitung des Methodismus in das zwischenmenschliche Geflecht seiner vielen Beziehungen zu stellen. Durch seine Detailkenntnisse vermag Heitzenrater ein Bild zu zeichnen, in dem der autoritäre John Wesley eine überraschende Bereitschaft und Fähigkeit zeigt, viele verschiedene Impulse von einzelnen Personen oder Gruppen aufzunehmen. Genau diese Art von Interaktion ist mit dem ursprünglichen Titel »Wesley and the People Called Methodist« intendiert.
Die Anlage der Studie folgt chronologisch der Entwicklung des Methodismus im 18. Jh., nachdem zuerst die Wurzeln und Vorbedingungen im »christlichen Erbe Englands« freigelegt werden. Es wird das Aufkommen des Methodismus in den Jahren 1725-1739 geschildert, das von der Suche nach dem Weg und der Entwicklung eines theologischen Selbstverständnisses geprägt ist. Daran schließt sich die entscheidende Zeit der beginnenden Erweckung an, die mit der Suche nach entsprechenden Strukturen verbunden ist. Eine »Missionsbewegung« im eigenen Land ist eben mehr als eine »Gemeinschaftsbewegung« und etwas anderes als eine »Protestbewegung“.
Heitzenrater zeigt den organischen und nicht immer leichten Prozess der Entstehung einer neuen Kirche. Ihre Bildung war nicht geplant, sondern die Aktivitäten der Leitung wandten sich deutlich gegen eine Neuformierung. Im Methodismus wird das Bild einer Kirchenwerdung vor Augen geführt, die nicht durch ein Schisma oder aufgrund von Lehrstreitigkeiten entstand, sondern unter den ausschließlichen Vorzeichen von Mission und zwar Mission innerhalb des sog. »christlichen Abendlandes«. John Wesley zeigte in seiner Theologie und den sich bildenden Gemeinschaftsstrukturen, dass Mission als Evangelisation einerseits auch unter Getauften notwendig ist und dass sie als Bewegung andererseits unter anderen strukturellen Bedingungen lebt, als eine territoriale organisierte und an feste Grenzen gebundene Kirche.
Das anregende Buch, in den USA 1995 veröffentlicht, danach in sechs Sprachen übersetzt, hat viel zu lange auf eine Übersetzung ins Deutsche warten müssen. Es füllt im ökumenischen Zeitalter eine Lücke in der deutschen Literatur aus, da hierzulande immer noch die alten polemisch-orientierten Vorurteile in vielen Köpfen von klugen und einfachen Leuten herumspuken. Man kann dieser Arbeit nur die größte Verbreitung wünschen.
Karl Heinz Voigt