Rezension
selk_news 19.12.2010
Oberursel, 19.12.2010 – selk – »Kirchenväterzitate in der Abendmahlskontroverse zwischen Oekolampad, Zwingli, Luther und Melanchton. Legitimationsstrategien in der inner-reformatorischen Auseinandersetzung um das Herrenmahl«: Unter diesem Titel ist kürzlich die bisher unveröffentlichte Dissertation von Prof. i.R. Dr. Gottfried Hoffmann (Landau/Pfalz) erschienen. Die Fakultät der Lutherischen Theologischen Hochschule (LThH) Oberursel der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) hat die Arbeit des früheren Lehrstuhlinhaber für Systematische Theologie an der LThH aus Anlass seines 80. Geburtstages als Band 7 der Ergänzungsbände zu den »Oberurseler Heften« zum Druck gebracht.
In seiner Heidelberger Dissertation hat Hoffmann einen Beitrag zum Gespräch über die Grunddifferenzen geliefert, die im Zeitalter der Reformation zwischen den Konfessionen der lateinischen Kirche aufbrachen: Er untersuchte die Väterargumentation im innerreformatorischen Disput um die Deutung des Abendmahls. Auch wenn die Heilige Schrift für die Reformatoren die letzte Instanz war, so hatten doch die Lehrdarlegungen der Kirchenväter durchaus Gewicht. Deshalb geben die Reformatoren im Abendmahlsstreit darüber Auskunft, was anerkannte Theologen der alten Kirche von der Gegenwart des Leibes und Blutes Jesu Christi im Sakrament des Altars gelehrt haben. Im Streit um das Altarsakrament war es gegenüber den Altgläubigen, die sich im Konzil von Trient als entschieden römisch-katholische Kirche formieren sollten, aber auch unter den unterschiedlichen Ausprägungen reformatorischer Theologie von hoher Bedeutung, den Nachweis der Kontinuität zur Alten Kirche zu erbringen. Der Verfasser hat dies am Ende seiner Untersuchung so formuliert: »Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, auf welche Väterzitate man sich in der Abendmahlskontroverse berief, in welchem Sinn man sie zitierte, mit welchen Mitteln man sie interpretierte und welches der innere Zusammenhang war, in dem man sie untereinander sah. Dabei wurde auch die Problematik deutlich, die für das Väterverständnis in der engen Verknüpfung der Auslegungsmethode mit dem Konsensusgedanken lag. Und nicht zuletzt hat sich auch gezeigt, daß es bei der Auseinandersetzung um die Vätermeinung nicht um ein bloßes Rechthaben, auch nicht nur um stärkende Zustimmung seitens der Väter ging, sondern letztlich um die Kontinuität der Kirche Jesu Christi. Diese Kontinuität betraf vor allem die Realpräsenz, aber auch die Christologie und die geistliche Nießung in ihrem Verhältnis zur leiblich-sichtbaren Welt.«
Trotz mancher Einzeluntersuchungen, die seither erfolgt sind, behält auch nahezu vierzig Jahre nach Abschluss der Arbeit Hoffmanns das Urteil des Autors seine Gültigkeit: »Eine Durchsicht der Literatur zeigt, daß die Bedeutung des patristischen Argumentes innerhalb der Theologie der Reformatoren sozusagen sein Stellenwert, besonders für Melanchthon mehrfach bearbeitet worden ist. Über die Frage jedoch, inwiefern sich die Reformatoren hinsichtlich der Abendmahlslehre auf die Väter beriefen und ihre Position durch sie bestätigt sahen, gibt es unseres Wissens keine Untersuchung.«
Das 274 Seiten starke Buch ist im Göttinger Verlag Edition Ruprecht erschienen und kostet 34,90 Euro.