Rezension
Liturgie konkret digital, 12. Jg., 12/2009
Anfang dieses Jahres erschien im Rahmen der »Veröffentlichungen der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland« ein Buch mit dem Titel »Fruchtbare Gemeinden und was sie auszeichnet«. Es geht darin um eine Sorge und Frage, die alle christlichen Gemeinden über die Konfessionsgrenzen hinweg gleichermaßen betrifft: Wie können sie heute noch auf Menschen ansprechend und anziehend wirken«. Zu den fünf Kennzeichen fruchtbarer Gemeinden werden in diesem Buch »Leidenschaftlicher Gottesdienst«, »Zielgerichtete Glaubensentwicklung«, »Risikobereite Mission« und »Außerordentliche Großzügigkeit« gezählt sowie – als erstes Kennzeichen überhaupt – »Radikale Gastfreundschaft«.
Nun klingt das Wörtchen »radikal« im Zusammenhang mit religiösen Anliegen heutzutage eher zwielichtig als werbend; auch verwendet man es eigentlich nicht im Zusammenhang mit Gastfreundschaft. Aber natürlich ist »radikal« hier ganz bewusst gesetzt: »Radikal« bedeutet »aus der Wurzel kommend« und beschreibt im Zusammenhang des christlichen Glaubens eine Verhaltensweise, die aus der Beziehung zu Jesus Christus stammt und in das Leben anderer Menschen ausstrahlt. Man mag in diesem Zusammenhang an das Bildwort vom Weinstock aus dem Johannesevangelium denken und an das Fruchtbringen, wenn man in Christus verwurzelt ist (Joh 15,1–17). Und tatsächlich spielt die Gastfreundschaft als eine Frucht christlichen Glaubens und Lebens in den Gemeinden von Anfang an eine zentrale Rolle, und die Worte des Hebräerbriefes »Vergesst die Gastfreundschaft nicht« sind eine bis heute fortgesetzte Mahnung, ja vielleicht heute besonders aktuell.
Guido Fuchs