Rezension
Pastoralblätter Februar 2010
Ganz anders kommt das Buch des Bischofs der Missouri-Konferenz der United Methodist church der Vereinigten Staaten von Amerika daher. Es liest sich wie eine Betriebsanleitung zur Behebung aller Defizite, unter der unsere Gemeinden – und die Pfarrerinnen und Pfarrer – leiden. In seiner Einleitung schreibt der Autor:
»Fünf Kennzeichen fruchtbarer Gemeinden
Radikale Gastfreundschaft. Leidenschaftlicher Gottesdienst. Zielgerichtete Glaubensentwicklung. Risikobereite Mission. Außerordentliche Großzügigkeit. Menschen suchen nach einer Kirche und Gemeinde, die sich durch diese Eigenschaften auszeichnet. An ihnen wird erkennbar, dass eine Gemeinde gesund, dynamisch und fruchtbar ist. Gemeinden, die sich darin üben, erfüllen den Auftrag, Menschen für Jesus Christus zu gewinnen, damit sie als seine Jünger und Jüngerinnen die Welt verändern.
Diese Begriffe wirken ansteckend. Gemeinden, die sie verwenden, verhalten sich anders. Die Menschen möchten verstehen, wie sie den Missionsauftrag Jesu in ihrem Leben und in ihrer Gemeinde praktisch verwirklichen können. Diese Begriffe beschreiben, wie Gott Gemeinden dazu gebraucht: Gemeinden bieten die liebevolle und einladende Gastfreundschaft Christi an und geben den Menschen das Gefühl, dazuzugehören. Durch den Gottesdienst verändert Gott ihr Herz und ihre Gedanken und weckt das Verlangen, Christus immer näher zu kommen. Gottes Geist lässt ihren Glauben in einem gemeinsamen Lernprozess wachsen und reifen. Mit zunehmender geistlicher Reife nehmen Menschen den Ruf Gottes wahr, anderen durch ihre Mission zu helfen. Und Gott macht sie dazu bereit, ihre geistlichen und materiellen Gaben zu teilen, damit auch andere die Gnade empfangen, die sie erfahren haben. Diese Kennzeichen sind für die Erfüllung des Missionsauftrags von grundlegender Bedeutung; wo sie in einer Gemeinde fehlen, sind Niedergang und Zerfall die Folge. Ihre Beschreibung mit diesen Begriffen, hat etwas Unwiderstehliches, weil sie uns über theoretische Absichten hinaus zur praktischen und persönlichen Erfüllung unseres Auftrags anleiten. Nur wenn die Mission praktisch und persönlich wird, ist sie eindrücklich und wirksam.
Diese Kennzeichen beschreiben nicht nur, wie Gott durch die Aktivitäten der Gemeinde Menschen der Gemeinschaft hinzufügt, sie zeigen auch den Weg auf für das Wachstum in persönlicher Jüngerschaft.« (S. 11)
Ich habe meine Zweifel, ob sich amerikanische Verhältnisse auf die deutschen übertragen lassen. Das Buch provoziert zum Widerspruch, an der einen oder anderen Stelle zur Einsicht. Wer sich mit Gemeindeaufbau befasst, sollte es trotz meiner persönlichen Zurückhaltung lesen.
Gerhard Engelsberger