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Rezension

CampusPost vom 06.07.2023

Gibt es Ansatzpunkte für einen gerechten Umgang mit Migration? Mit dieser Frage hat sich Vanessa Viehweger in ihrer Doktorarbeit an der Theologischen Fakultät befasst. In dem nun vorliegenden Buch plädiert sie dafür, die politischen, sozialen, rechtlichen und ethischen Ebenen von Migrationsfragen zu differenzieren, um in einer sachlichen Debatte die grundlegenden Probleme langfristig lösen zu können.
»Dies ist nur möglich, wenn in demokratischen Prozessen alle Meinungen zu Migration sachlich erörtert werden können und moralische Vorstellungen nicht unmodifiziert in politische Handlungen münden. Die Diskussion sollte demnach nicht nur dann geführt werden, wenn schnelle Handlungen gefragt sind, sondern vielmehr die grundsätzlichen Probleme von Migration als Konfliktfelder erkennen und ein stärkeres Ambivalenzbewusstsein für die damit zusammenhängenden Entscheidungen beinhalten.« (Seite 13)
Im ersten Teil ihres Buches befasst sich Viehweger mit Gerechtigkeitstheorien von John Rawls, Rainer Forst und Michael Walzer mit den Eckpfählen nationale Identität, Zugehörigkeit und Verantwortung. Im zweiten Teil wendet sie sich dann der sozialen Gerechtigkeitstheorie von David Leslie Miller, Professor für Politische Theorie an der University of Oxford, und dessen Fortschreibung zu.
»Gerade sein Rückbezug empirischer Erkenntnisse auf die theoretische Argumentation scheint ertragreich, um Spannungen zwischen gerechten Maßnahmen und humanitären Forderungen zu benennen.« (Seite 14)
Millers Forschung helfe, Konflikte zwischen den Ebenen zu erkennen, und biete faire Kompromisse an, die auch förderliche Denkmuster für die ethisch-theologische Debatte enthalte, fasst sie zusammen. Sein Ansatz helfe dabei, erkannte Spannungsverhältnisse anzunehmen, aufzulösen oder auszuhalten und sensibilisiere für die Vielschichtigkeit der Diskussionen um Gerechtigkeit und Migration und ihrer verschiedenen Akteure.
Hierin sieht sie auch Potenzial für eine zukünftige protestantische (Verantwortungs-)Ethik. Denn: Lösungsvorschläge, die zwischen den Anliegen von Migrant*innen und Staatsbürger*innen vermitteln, vermisst sie beim Lesen kirchlicher Publikationen. Sie empfiehlt:
»Durch eine Betonung menschenrechtlicher Aspekte im Bereich von Migration könnte die EKD ihre christlichen Werte zur Sprache bringen. Menschenrechte würden damit zum Ausdruck christlicher Menschenwürde. Somit verbinden sich die Themenbereiche um Gerechtigkeit und Migration in einem Verständnis, das christliche Verantwortung in rechtsstaatlicher Demokratie aufgehen sieht und Freiheit und soziale Gleichheit als Errungenschaften einer solchen Instanz unterstützen kann und sollte.« (Seite 223)
Heike Ernestus

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Gerechtigkeit und Migration

David Millers politische Philosophie als Perspektive einer protestantischen Migrationsethik
Viehweger, Vanessa

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