Rezension
ideaSpezial 6.2022
Der Theologieprofessor Werner Klän zeichnet in seinem Buch den langwierigen und komplizierten Weg zur Gründung der heutigen Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) nach. Es handelt sich dabei um eine konkordienlutherische Kirche: Der Begriff bezieht sich auf die Konkordienformel von 1577, mit deren Unterzeichnung siech ein großer Teil der aus der Reformation hervorgegangenen lutherischen Landeskirchen von den reformierten abgrenzte. Wer mit dieser Geschichte vertraut ist, wird den Ausführungen leicht folgen können. Andere Leser – insbesondere wenn sie selbst keine Lutheraner sind – sollten sich zuvor lieber erst mit der Materie beschäftigen. Denn Klän geht ins Detail und stellt die Streitpunkte zwischen den Vorgängerkirehen der späteren SELK ausführlich dar. Dabei wird deutlich: Den Gründungsvätern der SELK waren ihre Überzeugungen sehr wichtig. Auch kleine Meinungsverschiedenheiten wurden detailliert ausdiskutiert. Das zeichnete die altlutherische Bewegung, die im 19. Jh. aus der Opposition gegen den Zusammenschluss von Reformierten und Lutheranern in mehreren Landeskirchen entstanden war von Beginn an aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Einbindung der lutherischen Landeskirchen in die EKD schließlieh zur Aufkündigung noch bestehender Verbindungen zwischen landes- und freikirchlichen Lutheranern. Gleichwohl verstehen sich die SELK und ihre Partnerkirchen in anderen Ländern nicht als einzig wahre Kirche Jesu Christi, sondern als Teil der weltweiten Christenheit. Sie bestehen jedoch darauf, dass die »kirchentrennenden Unterschiede und die dadurch gesetzten Grenzen« nicht einfach zu übergehen sind, wie Klän betont.
Die Geschichte der SELK zeigt, dass eine Überwindung des Kirchentrennenden nur mit gründlicher und aufrichtiger theologischer Arbeit möglich ist.
Daniel Scholaster
