Rezension
Lutherische Kirche 02/2013
Wie oft wird heute vorschnell und klischeehaft behauptet, angesichts einer immer säkularer werdenden Gesellschaft und einer Kultur, die vom christlichen Glauben bald nichts mehr wisse, könne man sich all die konfessionellen Trennungen nicht mehr leisten. Initiativen wie der Aufruf »Ökumene jetzt« im vergangenen Jahr bekommen Applaus, wenn sie behaupten, theologische Gründe würden die Kirchenspaltung heute nicht mehr rechtfertigen.
Dabei wird, wer sich ernsthaft mit der Heiligen Schrift und mit der Kirche befasst, den Fragen nach der Bekenntnisgrundlage nicht ausweichen können. Auch und gerade heute nicht.
Einer, der sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden gab, war Friedrich Wilhelm Hopf, von 1951 bis 1978 Direktor der Lutherischen Kirchenmission. »Lutherische Kirche treibt lutherische Mission« – so war ein Aufsatz überschrieben, den er 1967 anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Bleckmarer Mission verfasste. Der Aufsatz leitet im Band 11 der Reihe »Oberurseler Hefte«, der Hopf gewidmet ist, das Kapitel »Kampf gegen die Apartheid« ein.
Geprägt vom Kirchenkampf im »Dritten Reich«, geht es Hopf immer auch um die Wahrung des Rechts der Kirche auf Eigenständigkeit und ihre feste Bindung an die bekenntnislutherische Grundlage. Für diese bekenntnisgebundene Grundlage der Kirche hat Hopf sich eingesetzt, vor allem auch nach dem Zweiten Weltkrieg, als mit der Gründung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) der Weg zu einer »Gesamtkirche«, in der lutherische, reformierte und unierte Landeskirchen eingebunden sind, geebnet wurde. In den Beiträgen Hopfs wird deutlich, wie er auf dieser Grundlage immer auch nach der christlichen Verantwortung für die Würde des Menschen fragt.
Besonders aktuell wird das in der Auseinandersetzung mit der Apartheidspolitik in Südafrika, der brutalen Rassentrennung zwischen »Weißen« und »Schwarzen«. Muss die Kirche sich einmischen, Partei ergreifen? Oder hat sie sich rauszuhalten aus aller Politik und »nur« Mission zu treiben? Hopfs Überlegungen und Schlussfolgerungen dazu zu lesen, ist spannend, lehrreich und wappnet gegen alle vorschnellen Antworten.
Wer sich noch ausführlicher mit der Geschichte der Apartheid in Südafrika, der Position und dem Verhalten lutherischer Kirchen dabei befassen will, kann im Band »Mission und Apartheid« die Vorträge nachlesen, die an dem Symposion der Lutherischen Theologischen Hochschule in Oberursel 2011 gehalten wurden.
Die Herausgeber formulieren im Vorwort die Hoffnung, dass das Symposion einen Beitrag zur Aufarbeitung dieser Missions- und Kirchengeschichte leisten und Perspektiven für eine weiterführende Bearbeitung entwickeln konnte und damit den Prozess der Versöhnung zwischen den beteiligten kirchlichen Partnern erleichtern half.
Doris Michel-Schmidt