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Rezension

Podium Nr. 7/2011

Die übersichtlichen, gut verständlichen Beiträge dieses Sammelbandes wurden im Februar 2008 in Paderborn bei Gesprächen zwischen Vertretern der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und der römisch-katholischen Kirche vorgetragen. Bearbeitet, wird das Kirchenverständnis, das die beiden ungleichen Partner in erheblichem Ausmaß trennt: Auf der einen Seite die in sich und untereinander recht unterschiedlichen Freikirchen, die meistens (mit Ausnahme insbesondere der Methodisten) kongregationalistisch gegliedert sind, das heißt von der Ortsgemeinde aus. Auf der anderen Seite die weltweit einheitliche, hierarchisch geordnete römisch-katholische Kirche. Erstaunlicherweise ist es doch in den Beiträgen theologisch zu einer Begegnung »auf Augenhöhe« gekommen. Das jeweilige Kirchenverständnis wird in den Beiträgen nicht abstrakt entwickelt, sondern aus der Geschichte oder aus der gegenwärtigen Gemeindesituation heraus.
Nicht nur die autoritär geleitete, zahlenmäßig überragende römisch-katholische Kirche mit ihren Gefahren des Machtmissbrauchs ist ein recht gemischtes Gebilde (»corpus permixtum«), sondern auch die geistlich elitäre Gläubigengemeinde mit ihren Gefahren der Enge und der Frömmelei. Beiderseits besteht im Anschluss an das Neue Testament Einigkeit darüber, dass die »Kirche« (Freikirchlicher reden eher von »Gemeinde«) als der Leib Christi ganz auf Jesus Christus bezogen ist und von ihm her auch wesenhaft weltweit eine einzige Gemeinschaft der Glaubenden bildet, dass sie aber andererseits als Gemeinschaft von Gottesdienst Feiernden vor Ort zu finden ist. In der Ortsgemeinde spiegelt und konkretisiert sich die Weltchristenheit.
Umstritten ist zwischen der römisch-katholischen Kirche und den anderen Konfessionsfamilien die Frage, wo sich die Kirche Jesu Christi ihrer Gestalt nach in möglichst angemessener Weise darstellt. Hier sind die Freikirchen besonders ökumenisch, indem sie nicht beanspruchen, sie allein seien die Kirche, wie sie Christus eigentlich gewollt habe. Immerhin erkennt auch der römische Katholizismus seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil den Überschuss der verborgenen, wahren Kirche über die sichtbare Kirche an. Die Vertreter der (kongregationalistisch strukturierten) Freikirchen geben selbstkritisch zu, dass gerade die Selbstständigkeit der Ortsgemeinden besondere Probleme einer Anbindung an die regionale und die universale Ebene der eigenen Glaubensgemeinschaft mit sich bringt.

Andreas Rössler

Rezensierter Titel:

Umschlagbild: Kirche und Gemeinde in freikirchlicher und römisch-katholischer Sicht

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Kirche und Gemeinde in freikirchlicher und römisch-katholischer Sicht

Neumann, Burkhard/Stolze, Jürgen/Demandt, Johannes/Dziewas, Ralf/Gärtner, Niels/Hardt, Michael/Heinze, André/Lindfeld, Tim/Nausner, Michael/Oeldemann, Johannes/Strübind, Kim/Thönissen, Wolfgang/Dillmann, Rainer

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